Restaurierungsprojekt
Codex 7020 W 298
Der Zustand der Handschrift gemäß den Angaben der Restauratoren:
Im Zuge einer Überarbeitung, vermutlich Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre wurde die Handschrift mit einem neuen Halbledereinband mit papierbezogenen Strohpappen versehen. Der Halbledereinband mit papierbezogenen Strohpappen zeigt, übergreifend auf die Deckel, zusätzlich Reste einer Pergamentüberklebung, wohl zur Verstärkung des bereits geschädigten Leders. Der Einbandrücken selbst ist abgerissen und ermöglicht den Blick auf die neuen Bünde aus Gewebeband und die Rückenleimung. Die erste und letzte Lage sind mit umgehängten Gewebestreifen verstärkt, die Vorsätze erneuert.
Zusätzlich ist das Papier des Buchblocks durch einen älteren Mikrobenbefall, vor allem an der rechten oberen Ecke, geschwächt und partiell verfärbt. Fol. 1-120 weisen Substanzverluste auf, die bei fol. 1-3 auch den Textspiegel betreffen. Die vorderen Seiten zeigen ausgeprägte gräuliche Oberflächen-Verschmutzungen, im gesamten Buchblock ist eine partielle Verunreinigung durch Sporen und Mikrobenbestandteile zu verzeichnen. Sand- und Staubpartikel sind in ungleichmäßiger Verteilung im gesamten Buchblock zu finden. Fol. 1 wurde im Rahmen früherer Bearbeitungen mit inzwischen verbräunten breiten Pergaminpapierstreifen stabilisiert. Wasserränder treten ab fol. 20 durchgängig an der rechten oberen Ecke des Buchblocks auf und breiten sich zunehmend über die Vorder- bis an die Unterkante aus. In den betroffenen Partien ist die braune Tinte leicht ausgewaschen. Das letzte beschriebene Blatt (fol. 194) ist nur noch zu etwa einem Drittel erhalten. Dieser Verlust ist jedoch nicht auf den Archiveinsturz zurückzuführen, da er bereits früher in der Bestandsübersicht vermerkt wurde.
Daraus resultiert folgendes Restaurierungskonzept:
Der mit dem Mikrobenbefall verbundene Festigkeitsverlust erfordert die partielle Ergänzung und Stabilisierung des Papiers. Dies und die Reduktion der Verfärbungen werden durch das Auflösen der (nicht mehr originalen) Heftung wesentlich vereinfacht. Nach vorläufigen Tests erscheint eine Wässerung der kompletten Seiten nicht ratsam, da es zu Verlusten des Tintenauftrags kommen könnte. Partielles Arbeiten auf dem Saugtisch erscheint stattdessen angemessen. Hinweise auf die Technik des Originaleinbandes fehlen. Vorgeschlagen wird die Anfertigung eines Pergamenteinbandes.
Maßnahmen [Zeitaufwand in Stunden]
- Lösen des Einbandes und der Heftung [5,0]
- Oberflächenreinigung des Buchblocks [6,0]
- Reduktion der Rückenleimung und Ablösen der Gewebefälze [5,0]
- Abnahme des Pergaminpapiers von fol. 1 [0,5]
- Reduktion der Wasserränder fol. 2-194 auf dem Saugtisch [70,0]
- Anfasern fol. 1-120 auf dem Saugtisch, partielle Stabilisierung mit dünnem Japanpapier falls erforderlich [20,0]
- partielles Nachleimen mittels Gelatine [15,0]
- Neuheftung auf Pergamentbünde und Anfertigung eines neuen Einbandes (Pergamentband mit handgeschöpften Pappen) [15,0]
Aufbewahrung
a) Anfertigung einer Klappkassette (Gewebebezug) [4,0]
b) Schuber aus alterungsbeständiger Wellpappe
Dokumentation (schriftlich und fotografisch) [5,0]