18.02.2022
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Wenn man zur Zeit „Katholische Kirche“ sagt, dann denkt man eigentlich nur noch an eine Sache, an sexualisierte Gewalt, und ich muss sagen, leider zurecht.
Viele Menschen distanzieren sich von dieser Institution oder wenden sich ganz vom Glauben ab. In dieser schwierigen – nein – katastrophalen Situation muss auch ich mich positionieren:
Ich bin katholischer Seelsorger, Pastoralreferent seit über 20 Jahren, durchgehend beschäftigt im Erzbistum Köln. Ich arbeite für und in der Kirche; ich bin – zwar kirchenrechtlicher „Laie“, aber angestellter Seelsorger - ein Teil des „Systems“, welches nun überall und in gerechtfertigter Weise angegriffen wird.
Sexualisierte Gewalt ist ein widerwärtiges, abscheuliches und durch nichts zu entschuldigendes Verbrechen.
Sie verletzt und zerstört den ganzen Menschen bis in den tiefsten Kern ihrer Seele.
In der Kirche gab und gibt es bis heute sexuellen Missbrauch.
Auch drei Priester, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Wuppertaler Krankenhausseelsorge tätig waren, waren/sind mutmaßliche Missbrauchstäter.
(Einer ist im vergangenen Jahr verstorben, ein weiterer aus dem Priesterstand entlassen worden) Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um die Priester, die noch im vergangenen Jahr 2021 bei uns tätig waren!
Und ich bin nun, seit ein paar Monaten, irgendwie auch ihr Nachfolger.
Ich kann dazu nicht Schweigen, und auch wenn ich nicht genau weiß, was ich sagen kann oder soll, möchte ich wenigstens meinen Schmerz, mein Erschrecken und mein Mitleid mit allen Opfern hier stammelnd zum Ausdruck bringen.
Markus Boos, Pastoralreferent